Heute vor zwanzig Jahren traten Iron Maiden vor über 100.000 Zuschauern im damaligen Metal-Mekka auf. Es sollte ein Triumphzug werden.
Adrian Smith im Rückblick:
„Als wir in dem Jahr in Donington spielten, erschien es uns wie die Krönung von allem, was wir bis dahin erreicht hatten. […] Der Druck, der sich in den Tagen vor der Show anstaute, wurde fast unerträglich. Wir waren in England und hörten nur: ‚Was denkst Du über Donington?‘ So stelle ich es mir vor, im Cupfinale zu spielen.“
Vor einer Rekordkulisse wollten Maiden den Gig ihres Lebens spielen. Im Fahrwasser der kurz vorher Top 5-Single „The evil that men do“ und des übermächtigen „Seventh son of a seventh son“-Album, hatte die Band vor, das Konzert als Live-Album zu vermarkten.
Die Band spielte famos, die Setlist war einmalig, Donington hatte Rekordpublikum und das Konzert wurde zur Legende. So berichtete Adrian:
„[…] die Bühne war extrem rutschig, so dass […] ich befürchtete, dass ich beim größten Gig meines Lebens auf meinem Arsch über die Bühne schlittern würde. In den ersten zwanzig Minuten war es dann so nervenaufreibend, dass ich mich an nichts außer Angst erinnere. […] Am Schluss hatten wir alle richtig Spaß, wir legten uns echt ins Zeug. Die Menge war unglaublich.. An einem Punkt rictetetn wir die Lichter auf sie. Alles Maiden-Fans. Dort oben zu stehen und das zu sehen, war ein unglaubliches Gefühl.“
Doch die Live-Aufnahme kam nicht – aus Rücksicht. Es sollte alles anders kommen…
Kiss, David Lee Roth und Megadeth als Vorgruppen, hinzu die damals neuen Helloween und Guns N’Roses, die vorher antraten.
Das Wetter war schlecht und der Untergrund wurde schlammig und bei Guns N’Roses passierte dann das unaussprechliche…bei dem Konzert wogten die Massen hin und her und es entwickelte sich eine Eigendymaik die tragische Folgen hatte. Zwei Metalfans fielen in der Menge und wurden von den Massen niedergedrückt. Sie wurden dann im Schlamm runtergedrückt und erlitten schwerste Verletzungen. Die Crew merkte, dass irgendwas nicht stimmt und schloss sich mit Guns N’Roses kurz, um das Konzert zu unterbrechen. Auch für die Gunners hätte es ein Triumphzug werden können. Nach den Schilderungen haben sich die Jungs um Axl Rose und Slash allerdings vorbildlich verhalten, den Set unterbrochen und anschließend mit einer bluesigen Nummer wieder langsam angefangen. Die Crew barg zwei junge Männer – Alan Dick (18 Jahre alt) und Landon Peter Siggers (20 Jahre alt) – beide verstarben an dem Tag.
An die Veranstalter ging die Kritik raus, dass es an den Menschenmassen gelegen hätte. Der Veranstalter erklärte aber, dass es um 14 Uhr nicht annährend voll war. Das Unglück wäre auch bei 5.000 bis 10.000 Zuschauern geschehen. Die Veranstalter entschieden sich dagegen, die Todesnachricht am gleichen Tag publik zu machen. Alle Künstler wussten von der Tragödie nichts.
Erst nach dem Konzert der Headliner – also acht Stunden nach dem Unfall – wurde die schreckliche Nachricht verbreitet.
Der Leiter des Festivals, Maurice Jones hierzu:
„Als wir es den Jungs von Maiden hinterher erzählten, konnte ich an ihren Augen sehen, dass es sie verfolgen würde. Die Stimmung nach der Show war schrecklich, wirklich schlimm. Es gab keine After-Show-Party oder so etwas. Wir konnten einfach nicht. Die meisten von uns hingen einfach noch eine Weile dort herum und verschwanden dann einzeln. Nach dem, was diesen jungen Leuten passiert ist, oder dem, was die Familien empfunden haben müssen, gibt es nicht sehr viel, was man in solchen Situationen noch sagen kann, oder?“
Adrian Smith hatte neben den bereits zitierten noch gesagt:
„Doch heute habe ich hauptsächlich tragische Erinnerungen daran, denn die Tode der beiden jungen Männer überschatteten einfach alles.“
Im Ergebnis verzichtete das Management darauf, dass Konzert zu veröffentlichen und daraus Kapital zu schlagen. Lediglich „The Clairvojant“ und „The Prisoner“ wurden anschließend als B-Single-Beiträgen regulär veröffentlicht. 2002 wurde dann im Package „Eddies Archive“ acht weitere Tracks vom Konzert veröffentlicht. Die Bootlegger hatten allerdings das Geschäft ihres Lebens. Es soll inzwischen sogar eine DVD existieren. Um nicht in rechtliche Schwierigkeiten zu kommen, veröffentliche das Cover mal nicht vollständig – sondern nur insoweit, wie die Setlist wiedergegeben wird:
Aus Respekt vor der Tragödie und den trauernden Familien und Freunden verzichtete man also auf die erste große One-Concert-Veröffentlichung. Diese folgte dann vom Donington 1992 einige Jahre später. Dennoch wollte man die phänomenale Bühnenshow und Maiden auf dem Zenit festhalten und nahmdas Konzert im November an zwei Abenden in Birmingham NEC auf. Das VHS wurde damals auch veröffnctlicht. Etwas später dann auch als Special-Version mit einer Live-CD (die ich im Besitz habe). Im Zuge der Maiden-History wurde das Konzert dann 2013 auf DVD und dann auch als Doppel-Cd veröffentlicht als „Maiden England ’88“. Die Setlist in Birmingham wich von der in Donington ab – ist also kein 100 %-iger Ersatz.
In Gedenken an Alan und Landon lausche ich nun den „Prisoner“ und „Clairvojant“.