Altherren-Rock, sagte ein Arbeitskollege von mir über die Scorpions – das konnte ich doch nicht auf mir sitzen lassen und brachte ihm das geniale „Blackout“-Album mit – welches am letzten Mittwoch vor 35 Jahren das Licht der Welt erblickte.
Mit einem furiosen Riff startete das Album mit dem Titelsong, der ein Rock-Song par excellence ist. Auch live immer noch ein Knaller. Die folgenden Songs, „Can’t live without you“ und „No one like you“ gehören wohl auch zu den Live-Favoriten – gerade „No one like you“ war in den USA ein Chart-Hit! Während in Deutschland irgendwie nur Balladen den Weg in die Masse schaffen, konnten es in den Achtzigern in den USA auch Rock-Songs schaffen. „You give me all I need“ fängt mit einem schönen Akustik-Intro an, um dann mit einem tollen Lead in den Song zu gehen eine sehr schöne Halbballade – fährt den Gang ein wenig runter, bevor anschließend mit „Now!“ pure Ungeduld durch die Boxen knallen – gerade dieser Song ist ein gutes Beispiel, wie sehr Klaus Meine seine Stimme für dieses Album strapazierte. Während der Albumaufnahmen musste er sich ärztlich untersuchen lassen – der einzige ärztliche Rat zielte auf ein Karriereende hin – Klaus weigerte sich und sucht nach Alternativen. Zum Glück!
Mit „Dynamite“ begann auf der LP die zweite Seite. Ein Song, der die Bezeichnung „Rock-Song“ verdient hat. Es gab seinerzeit in dem Tempo kaum etwas Härteres auf dem Markt. Und das Altherren-Rock zu nennen? „Dynamite“ erschien zwei Jahre vor dem „Kill Em All“-Album und demonstrierte E-Gitarren-Dynamik in höchster Qualität. Das anschließende „Arizona“ war ein relativ poppiger Rock-Song – gut hörbar. Die versteckte Perle „China White“ folgte sogleich. Fingen die Scorpions auf den ersten beiden Alben („Lonesome crow“ und „Fly to the rainbow“) noch etwas psychedelischer an, haben sie auf dem achten Album – 10 Jahre nach Veröffentlichung des Debüts mit „China White“ psychedlische Rock-Musik in die Achtziger gebracht. Die knappen sieben Minuten walzen behäbig durch die Gehörgänge und hinterlassen Spuren. Die abschließende Ballade „When the smoke is going down“ ist eine Ballade, die sich auch Metaller anhören können. Genial!
Das Cover von Jakob Helnwein wurde knappe 15 Jahre Später noch einmal aufgegriffen. Während der Fotograf Rudolf Schenker als Modell für ein Gemälde nahm, fotografierte er die Rammstein-Mitglieder für das Sehnsucht-Album nur. Das Cover des zweiten Rammstein-Albums sollte eine Reminiszenz an „Blackout“ sein.
Achja: Mein Arbeitskollege ist immer noch der Meinung, bei den Scorpions handelt es sich um Altherren-Rock. Ich glaube eher, dass er sich die CD nie angehört hat. Denn das für die Ohren produzierte Testosteron-Dopanin-Gemisch aus „Blackout“, „Now!“ und „Dynamite“ kann man doch nicht überhören…..
Ihr könnt es jetzt aber mal über Spotify testen:
https://open.spotify.com/album/54x2IFnrA73IYVLNxbfEwF