Wacken 1998

woa98mfHeute vor zwanzig Jahren fuhr ich von meinem zweiten Wacken nach Hause. Das W:O:A 1998 war seinerzeit noch ein Zweitages-Festival (07. Und 08. August) im ansteigenden Beliebtheitsmodus. Nachdem ich im Vorjahr (LINK) gesundheitlich eher in die Knie gezwungen worden bin, war mein Umfeld erst nicht so begeistert, dass ich noch einmal dahin wollte. Aber ich musste!

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Doch mit fast den gleichen Fehlern, wie 1997, wie: kein Sonnenschutz (bei 0 Schatten) und keinen Schraubendreher um den Rundgrill aufzubauen, haben wir diese fehlende Camping-Qualität damit intensiviert, dass wir diesen Grill natürlich erst im Dunkeln aufgebaut haben (was den Schwierigkeitsgrad bedenklich nach oben geschraubt hat). Ergänzend war es dann auch noch so warm, dass wir das Bier vergaben mussten, damit es kühl blieb – das war aber auch eher suboptimal. Dann war auch noch das Original-Wacken-Bier warm.

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Alles in allen, war auch das zweite Jahr von Erfahrungen geprägt, die dazu führten, dass unsere aktuellen Wacken-Besuche eher einem luxuriösen Camping-Urlaub ähneln. Eigentlich ist von den Leuten, die mich 1997 und 1998 noch begleitet haben, leider keiner mehr übrig. Hier sieht man, wie man verzweifelt versucht hat, einen Schlafplatz im Schatten zu finden.

Was die Musik anging, blieben mir einige Gigs in Erinnerung. Am ersten Tag waren es Stratovarius, die ich erstmals live sah und die ich aufgrund des „Visions“-Album (LINK) gerne sehen wollte. Genau den Power-Metal den ich seinerzeit liebte. Hier die damalige Setlist zum nachhören (allerdings Studio und neuere Live-Versionen gemischt):

Hätte ich sie seinerzeit schon gekannt, hätte ich mir am Freitag gerne Edguy angeguckt; Angel Dust, Haggard und Darkseed waren mir damals nur mit einem Lied bekannt. Gerade diese Lieder haben sie natürlich auch gespielt. 1998 spielten auch Anvil auf dem Wacken – sie schwirrten damals aber unter meinem Radar.

Aber der Samstag war dann der Hammer. Heute unvorstellbar, was ich damals alles am Stück gesehen habe; ohne, dass ich wieder zum Zeltplatz zurück gegangen bin:

Ab 14 Uhr waren es Sentenced, die ich erstmals live sah. Deren Gothic-Metalrock passte zwar nicht zu der Tageszeit, hat mich trotzdem begeistert:

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Nach einer Umbaupause, fingen Bonfire an – ich habe mal gelesen, dass die Mannen um Ziller und Lessmann damals dachten, dass sie von der Bühne gejagt werden würden, bei den Bands die dort auftraten – aber der Rock, der diese Band elf Jahre zuvor zum erfolgreichsten Germany-Rock-Export des Jahres machten, zündete auch beim Publikum. Weil nicht alle Lieder dort verfügbar sind, habe ich mal keine Spotify-Setlist gemacht. Wer will, kann bei diesem Link mal die Setlist nachlesen.

gr1Gamma Ray haben hauptsächlich Songs des genialen „Land oft he Free“ (LINK) und des damals aktuellen „Somewhere out in Space“-Album gespielt; die vorherigen Alben haben sie ausgelassen aber abgeschlossen haben sie mit dem Song „Future World“. Da das „Somewhere…“-Album nicht bei Spotify ist, gibt es hier auch keine Playlist – wer trotzdem wissen möchte, wie Gamma Ray 1998 in Wacken „gearbeitet haben“, sei die Setlist bei diesem Link hier ans Herz gelegt.

 Virgin Steele waren für mich seinerzeit auf dem Zenit – nach dem Doppelschlag „The Marriage of heaven and Hell“ und dem famosen „Invictus“ waren sie im amerikanischen Power Metal unschlagbar – danach kamen dann noch die genauso geilen „The House of Atreus“-CD’s – aber dieses Konzert beim Wacken 1998 war von der Setlist, einmalig – wer US-Power Metal mg, sollte sich diese Setlist mal reinziehen:

Und dann war da in der Pause auf der Nebenbühne noch Primal Fear. Der Ausnahmesänger Ralf Scheepers hatte kurz zuvor Gamma Ray verlassen und wurde dann bei Judas Priest als Sänger gehandelt – konnte sich aber nicht gegen Tim Owens durchsetzen; den Gerüchten zufolge war die Entscheidung sehr knapp. Er war schloss sich dann mit Metal-Ur-Legende Mat Sinner zusammen und sie feuerten ein Metal-Album raus, welches seinerzeit als Konkurrenz zur neuen Judas Priest genau das ablieferte, was die Priest-Fans eigentlich wollten. Die Presse war der Meinung, dass „Jugulator“ nichts mit Priest zu tun haben würden, und das Debüt-Album von Primal Fear der illegitime Nachfolger von Painkiller sein würde. In Wacken bestand die Setlist (LINK) aus ein paar Songs des Albums und einer Coverversion von Black Sabbath („Neon Knighgts“). Daher verweise ich an dieser Stelle auf die Setlist des Konzerts als Hörprobe, sondern gleich an das Debüt-Album der Band, die immer noch aktiv ist und insgesamt bereits elf Alben veröffentlicht hat:

Und dann natürlich die Knaller des Abends: Iced Earth und Blind Guardian.

Iced Earth waren für mich frische aber völlig neue Helden des Metals. Mit „Dark Saga“ (LINK) und dem damals aktuellen „Something wicked this way comes“ (LINK) haben sie für mich legendäre Alben geschaffen. Neben Songs aus diesen Alben brachten sie auch ein paar ältere Songs, haben aber auch nicht mit der „Something Wicked…“-Trilogy hinterm Berg gehalten. Einfach nur genial und monströs. Ich habe hier die Playlist mal aus Livesongs von der 1999 erschienenen Alive in Athens (als zeitgenössisch) zusammengebastelt:

Im Rückblick, kann ich kaum glaube, dass Blind Guardian damals nur 75 Minuten gespielt haben. Auch die Auswahl und Anordnung der Songs (Valahalla so weit vorne – nur ein Track von der „Tales from the twilight World“-Scheibe und „Ashes to Ashes“ live) wirkst zwanzig Jahre später etwas befremdlich. Aber mein Gott – Das waren die Helden seinerzeit! Hier eine aus verschiedenen Versionen zusammengestellte Setlist:

Leider leider habe ich mir damals nicht mehr Savatage angeguckt. Auch diese Band fand ich toll. Aber nachdem Blind Guardian um 23 Uhr zu Ende war, befand ich mich da schon fast neun Stunden an der Bühne. Hätte ich gewusst, dass es mit Savatage danach (es folgte zwar noch ein Album, aber das war eher nicht so gut), hätte ich mich vielleicht noch gezwungen. Die Setlist (LINK) war allerdings traumhaft.

Den erstmals dort auftretenden Tom Angelripper habe ich dann natürlich auch nicht mehr geschafft. Ich habe mir aber erzählen lassen, dass das Konzert legendär gewesen sein soll.

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Wacken 1997

wacken97MixHeute im Jahre 1997 startete für mich das erste Wacken:Open:Air.

Angefixt im Jahr vorher durch das Billing mit den Böhsen Onkelz und Blind Guardian wollte ich 1997 unbedingt hin.

Völlig desorientiert mit einem Rundgrill, den wir im Dunkeln ohne Schraubendreher aufbauen wollten, warmen Bier, ohne anständige Sitzgelegenheit und ohne Sonnenschutz machten wir uns zu viert auf den Weg.

Lediglich 15.000 Besucher waren dort. Die Felder waren noch wenig professionell, die WC-Situation katastrophal aber die Stimmung einfach nur genial!

Der erste Tag gipfelte in der ersten Reihe um Samael zu sehen und danach den ersten Auftritt mit Rage und Lingua Mortis Orchestra – einfach nur cool.

Der Folgetag war für mich nicht so erfolgreich. Zu wenig normale Flüssigkeit (zu dem Zeitpunkt hatte ich lediglich ein Met getrunken) zu viele Gräser und zu große Hitze brachten mich an den Rand eines heftigen Asthma-Anfalls. Mein Notfallmedikament nahm ich damals so häufig, dass ich bereits Nebenwirkungen hatte; so torkelte ich in sengender Hitze zum Notfallzelt, um mir eine Dosis Cortison abzuholen (während U.D.O. „Independence Day“ spielte). Allerdings waren die dortigen Fachkräfte der Meinung, das würde nicht reichen und brachten mich ins Krankenhaus, während der Fahrt wurde ich dann auch bewusstlos. Problem war damals, dass wir mit meinem Wagen unterwegs waren und seinerzeit an Handys nicht zu Denken war. Ich konnte meinen Leuten daher nicht darüber unterrichten, dass ich nicht mehr da war. Im Krankenhaus in Itzehoe kannte man seinerzeit das Festival noch gar nicht – aber ich war nicht der einzige Metaller im Krankenhaus.

So verpasste ich dann Subway to sally, die damals für die große Bühne angekündigt waren und dann dem Ruf des – seinerzeit noch überproportionalen großen Anteil – von testosterongesteuerten Publikum nach „Rock Bitch“ die große Bühne räumen müssten. Laut meinen Freund war die Performance von Rock Bitch denkwürdig und unvergesslich.

Am Sonntag dann, bemerkten meine Freunde, dass ich nicht im Zelt übernachtet habe – so war es dann, dass meine Freunde gerätselt hatten, wo ich denn geblieben bin. Sie fuhren mit meinem Wagen dann instinktiv dem nächsten Krankenwagen hinterher. Als der plötzlich abbremsen musste, bemerkte mein Kumpel, dass meine Bremsen den Ruf von HammerFall „steel meets steel“ folge leisteten – man fuhr dem Krankenwagen trotzdem nicht rein. So hatte ich am Sonntag-Nachmittag dann noch Besuch von meinen Freunden, die mich zumindest um das Klo in meinem Zimmer beneideten.

Einige Tage später wurde ich dann von meiner Mutter und meinem Onkel abgeholt.

Als ich dann sagte, das ich 1998 wieder hin wollte – war die Begeisterung etwas verhalten.

Dazu aber irgendwann noch mehr…..