Von Purpendicular zu Infinite und so weiter…

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So kam es, dass Ritchie Blackmore im November 1993 die Band verließ – und trotzdem existiert die Band 25 Jahre später noch. Insgesamt inzwischen schon genau so lange, wie sie auch mit Blackmore bestand.

Nachdem Joe Satriani bei den Konzerten in Europa 1994 einsprang, konnte er allerdings nicht fest in die Band einsteigen. Er hatte andere Verpflichtungen. So stieg dann Steve Morse ein, der vom Guitar Player Magazine fünfmal hintereinander zum „Guitar Player of the Year“ gewählt wurde. Zudem wurde er bereits sechsmal für den Grammy nominiert; u.a. spielte er in den Achtzigern bereits bei Kansas und galt als Gitarrenvirtuose.

Purpendicular

So erschien 1996 das erste Album ohne Ritchie Blackmore. Es gilt als ein „ruhiges“ Deep Purple-Album. Das Album gilt nicht gerade als erfolgreich und wurde in der Presse eher gemischt aufgenommen. Ich bezweifel, dass das daran lag, das Ritchie Blackmore nicht mehr da war – ich denke, das war das Ergebnis der damaligen Zeit….klassischer Grock war damals einfach nicht gefragt.

Abandon

Mit einem Wortspiel als Titel, der sich auch als A Band On (etwa: „eine Band (macht) weiter“) begreifen lässt, erschien dann 1998 das zweite Album mit Steve Morse. Der Verkaufserfolg hielt sich hier auch etwas in Grenzen. Die Presse allerdings urteilte, dass der „neue“ Gitarrist die Altrocker von Deep Purple revitalisiert hätte. Das Album gilt als eine Ecke härter, als das vorige. Dennoch fiel dieser „Revitalisierungs“-Effekt von Morse erst beim zweiten Album auf.

Jon Lord nahm dann 1999 mit Deep Purple und dem London Symphony Orchestra ein weiteres Mal ein kombiniertes Orchester/Rock-Album auf. Neben DP-Stücken und das großartige „Concerto for a Group“ landeten auch eigene Solo-Stücke auf dem Live-Album; dennoch verließ Jon Lord im November 2002 die Band.

Neben Blackmore war nun also auch der zweite Gründer des klassischen Deep Purple-Sounds nicht mehr da. Die Band machte trotzdem weiter….

Bananas

Das erste Album komplett ohne die Erschaffer des originalen DP-Sound – ohne Blackmore und ohne Lord erschien dann im Oktober 2003. Lord war allerdings im Kompositionsprozess bei zwei Liedern („Picture of Innocence“ und „I Got Your Number“) noch beteiligt. Ian Gillan erhielt erstmals auch Gesangsunterstützung und bei Deep Purple gab es das erste Mal einen weiblichen Background gesang: Beth Hart bei „Haunted“. Don Airey (Keyboarder in unzähligen Rockbands mit einem Backkatalog von inzwischen 200 Beteiligungen an Alben) übernahm die Keyboards von Jon Lord. In Deutschland erreichte das Album sogar die Top Ten.

Rapture of the Deep

2005 erreichte das durchmischte Album auch schon Platz 10 in Deutschland. In der Heimat erreichte man aber nur Platz 81. Mit dieser Platzierung war das Heimpublikum nicht fair. Die Band spielte aufgrund des Albums eine sechsjährige Tour. 2011 endete diese Tour nach über 300 Konzerten.

John Lord verstarb dann am 16. Juli 2012.

Now What ?!

Als Hommage an den langjährigen Keyboarder, Jon Lord erschien dann 2013 – nach acht Jahren ohne Album-Veröffentlichung – ein neues Album.

Im April erschien dieses Album und erreichte mehrere Nummer 1-Positionen – auch in Deutschland, wo es ½ Jahr später mit über 100.000 verkauften Einheiten die Goldene Schallplatten erhielt.

Infinite

2017 erschien dann das 20. Album. Diese Band hatte damit bereits 49 Jahre (mit Unterbrechung) die Welt nachhaltig beeinflusst und geprägt.

Zuvor traten die Helden allerdings 2015 in Wacken auf und lieferten ein fulminantes Konzert ab. Legendär und ich war froh, dass ich dabei sein durfte!

Auch, wenn die Geschichte von Deep Purple anscheinend noch viele Jahre weiter gehen wird, schließe ich an der Stelle das 1. Kapitel meiner „Metal & Rock-History“.

Deep Purple waren nicht die ersten der „Holy Trinity“ des Rocks und des Metals – aber sie gabe es zu erst. Mit den anderen beiden Bands prägten sie eine Musik, die auch fünfzig Jahre später noch die Menschen beeinflusst. Dafür bin ich auch dankbar.

Das Comeback und Abschiede

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Am letzten Sonntag wurde Ian Gillan – der Sänger von Deep Purple stolze 73 Jahre alt.

Happy Birthday (nachträglich)!

In Wahrheit war Ian Gillan aber nicht der einzige Sänger. Rod Evans war der erste Sänger der ersten drei Alben (sh. 1. Teil dieses Kapitel: LINK). Und zwischendurch verließ Gillan die Band für ein Album. Dieser Teil der Geschichte von Deep Purple zählt hier zu diesem Teil der History.

Doch zuerst zu einem der größten Comebacks der Musik-Geschichte. Acht Jahre nach der Auflösung, unternahm ein britischer Plattenkonzern erhebliche Anstrengungen, um Deep Purple in der klassischen Besetzung mit Blackmore, Paice, Gillan und Lord wieder ins Leben zu rufen. Einem Gerücht zufolge sollen jedem Musiker zwei Millionen Dollar angeboten worden sein. Da der Erfolg von Rainbow schwand, Lord und Paice mit der Ausrichtung von Whitesnake (obwohl das größte Whitesnake-Album erst 1987 erschien) nicht mehr zurechtkamen und Gillan bei Black Sabbath „den Hut nehmen musste“, vereinigte sich Deep Purple im April 1984.

Im Zuge der Reunion-Verhandlungen war es dann auch erstaunlich, dass Rod Evans – der erste Sänger der Purples irgendiwe wieder eine kleine Rolle spielte, so berichtete Ian Gillan im Rock Hard #105:

„Den Kontakt zu Rod Evans haben wir im Laufe der Jahre komplett verloren. […] Zum letzten Mal hatten wir – indirekt – mit ihm zu tun, als er Anfang der Achtziger eine schauderhafte Coverband anführte, die unter dem Namen Deep Purple durch US-Clubs tourte. Dass er bei diesem Unternehmen eine ganze Menge Geld verloren hat, tat uns leid, aber wir mussten irgendwas unternehmen, da unsere offizielle Reunion quasi vor der Tür stand.“

 Jon Lord ergänzte dazu:

Sie sind live mit Bierflaschen und allerlei anderem beworfen worden. Letztlich war´s also zu seinem eigenen Besten, sonst hätte er seine ärztliche Kunst über kurz oder lang an sich selbst ausprobieren müssen…“

Bereits im Jahre 1981 machte die Pressemeldung über eine Wiedervereinigung Deep Purples in deren Mark-II-Besetzung inklusive eines neuen Albums und anschließender Europatournee die Runde.

Um das Gewicht dieser Wiedervereinigung nach acht Jahren nach heutiger Sicht irgendwie nachvollziehbar zu machen: Der Abstand zwischen der Auflösung der Ärzte im Juli 1988 und der Veröffentlichung des neuen Comeback-Album „Die Bestie …“ im Oktober 1993 waren weniger als fünf Jahre – schien aber seinerzeit wie eine Ewigkeit. Hier sind acht Jahre vergangen. Die Wiedervereinigung von Deep Purple wurde mit einem medialen riesigen Echo begleitet.

Am Jahresende 1983 schlussendlich trafen sich die fünf Musiker auf Initiative von Ian Gillan zu einem ersten Gespräch. Blackmore hatte schon im Januar 1984 erste Ideen für ein neues Album mit Deep Purple. Anschließend traf sich die Band im August 1984, um ihr elftes Album einzuspielen.

Perfect Strangers

Im Oktober 1984 erschienen dann „Perfect Strangers“, welches von der Kritik sehr gut aufgenommen wurde und sogar weltweit auf den höchsten Chartpositionen (#1 in der Schweiz, #2 in Deutschland, #5 in Großbritannien, #6 in den USA) schoss. In den USA und Kanada erreichte das Album Platinstatus, in Großbritannien und Deutschland Goldstatus.

Im Rock Hard landete das Album in einer Bestenliste von 2007 „500 Rock- und Metalalben“ auf Platz 231. Dabei wurden Deep Purple teilweise sogar auf eine Stufe mit den Beatles gestellt, weil sie – im Gegensatz zu Sabbath und Zeppelin – sich bei jedem Album neu erfunden würden – was nach dem „Perfect Strangers“-Album klar wurde.

Die nachfolgende Tournee wurde ebenso ein großer Erfolg. Ein großer Erfolg war dabei ein Konzert in Knebworth (England) gemeinsam mit den Scorpions, Meat Loaf und UFO vor etwa 80.000 Fans. In den Vereinigten Staaten war Deep Purples Tour die zweiterfolgreichste des Jahres. Im Verlauf der US-Tour 1985 musste die Band zahlreiche Zusatzkonzerte geben.

Abweichend von der ursprünglichen Vinyl-Version erschien später CD-Versionen mit dem zusätzlichen Track „Not Responsible“. 1999 kam dann das Bonus-Instrumental-Lied „Son of Alerik“, hinzu.

The House of Blue Light

Nach dem Ende der Tour wurde 1986 das Album „The House of Blue Light“ eingespielt, auf dem die Band wieder musikalisch risikofreudiger sein wollte. Blackmore benutzt hier zum ersten Mal Gitarrensynthesizer und Paice setzt elektronisches Schlagzeug („The Unwritten Law“) ein. Das Album erreichte u. a. Platz 1 in Deutschland und Schweden, sowie die Goldene Schallplatte in Kanada.

Nach der Tournee traf sich die Band zum Jahreswechsel 1985/1986, um an neuen Songs zu arbeiten. Die Band wollte musikalisch wieder risikofreudiger werden. Erstmals wurden Gitarrensynthesizer benutzt (so, wie zeitgleich Iron Maiden bei „Somewhere in time“), und Ian Paice setzte bei „The Unwritten Law“ ein elektronisches Schlagzeug ein. Die Aufnahmen dauerten seinerzeit relativ lang. Im Januar 1987 war das Album fertig. Der Titel stammte von einer Textpassage des Titels „Speed King“. Einige Stücke auf der LP-Version sind kürzer als die der Original-CD von 1987. Die CD Ausgabe von 1999 wurde von den originalen Vinyl-Master-Bändern remastered, sodass ihre Laufzeit ebenfalls entsprechend kürzer als die der Original-CD-Version ist. Dieses von einigen Künstlern zu dieser Zeit verwendete System sollte den Verkauf der damals noch auf dem Vormarsch befindlichen CD fördern.

Auf der House-of-Blue-Light-Tour wurde ein Live-Album mit dem Titel „Nobody’s Perfect“ mitgeschnitten und zum 20-jährigen Jubiläum erschien eine neu eingespielte Version des ersten Hits „Hush“.

Innerhalb der Gruppe gab es bereits länger Streitigkeiten, wodurch Gillan, dem das Album nicht gefiel, die Gruppe verließ, bzw. gekündigt wurde (je nach Quelle). So brach die Mark II-Besetzung 1989 ein weiteres Mal auseinander.

Nach seiner zweiten Trennung von der Band erklärte er selbst, dass er zukünftig nicht noch einmal bei Deep Purple mitwirken wolle:

„Ich kann an Deep Purple nur noch wie an eine Verflossene denken. Wir heirateten 69 und wurden 73 geschieden. 84 heirateten wir noch mal und ließen uns 89 wieder scheiden. Das mach ich nicht noch mal.“

Für ihn wurde auf Initiative Blackmores hin der frühere Rainbow- und Yngwie-Malmsteen-Sänger Joe Lynn Turner verpflichtet. Damit bestand die Band – Mark-V genannt – mehrheitlich (Glover, Blackmore, Turner) aus der letzten festen Rainbow-Besetzung. Zuvor wollte die Band Jimi Jamison von Survivor engagieren, er hatte jedoch andere Verpflichtungen.

Slaves and Masters

Mit Joe Lynn Turner entstand dann das 91er-Album „Slaves and Masters“, welches deutliche Parallelen zu den späten Rainbow hatte. Das Album floppte aufgrund seines ungewöhnlich poppigen Stils und konnte seine höchste Chartposition (#5) in der Schweiz erlangen, wo es auch Goldstatus erhielt. Einzig die ausgekoppelte Single „King of Dreams“ konnte einen kleinen Erfolg (Platz 6 in der USA) feiern. Hier muss man aber im Hinterkopf behalten, dass seinerzeit der Grunge hoch kam und es trotz großartiger Alben, der traditionelle Rock recht schwer hatte. Im Rückblick gefällt mir das Album sehr gut. Turner wurde von den Fans gleichwohl nicht akzeptiert, was einer der Gründe dafür war, dass er die Band nach nur einem Album und einer Tour wieder verlassen musste.

The Battle Rages On

Ende 1992 wurde Ian Gillan wieder in die Band geholt. Blackmore war dagegen, konnte sich aber nicht gegen die anderen Purples durchsetzen. Damit war es möglich, das folgende 93er-Album „The Battle Rages“ On erneut in Mark-II-Besetzung einzuspielen. Das Album zeigt ein großes musikalisches Spektrum der Band. Der Titeltrack als, sowie der Powerrockballade „Anya“, welche auch von der mittelalterlichen Musik beeinflusst wird, bis hin zu „A Twist in the Tale“ – nach dem ich mir das Stück angehört hatte, musste ich unweigerlich an „Man on the Edge“ von Iron Maiden denken; nach dem Intro habe ich die ersten Zeilen des Maiden-Songs mitgeträllert – hatte aber den falschen Text. Das Album erreichte weltweit diverse Top-10-Platzierungen. In Japan wurde das Album mit einer Goldenen Schallplatte prämiert.

Das Album ist das letzte mit der klassischen Mk.-II-Besetzung, die sich zum zweiten Mal wiedervereinigt hatte. „The Battle Rages On“ war für 20 Jahre das letzte Studioalbum von Deep Purple, welches eine Goldenen Schallplatte erhielt ausgezeichnet wurde. Erst „Now What?!“ konnte 2013 wieder prämiert werden. Die Differenzen innerhalb der Band bestanden jedoch weiterhin. Im Anschluss an eine Europa-Tournee zum Album verließ Blackmore am 17. November 1993 nach seinem letzten Auftritt in Helsinki auf eigenen Wunsch die Band, weil er mit Gillans gesanglicher Leistung nicht zufrieden war.

Nach der Europa Torurnee standen aber noch Konzert-Termine in Japan an. In einem späteren Interview erklärte Roger Glover hierzu:

„[…] wir sollten noch in Japan spielen, aber Ritchie wollte das plötzlich nicht. Wir haben dann versucht mit ihm zu reden, ich rief ihn an und sagte: ‚Bitte – bitte spiele diese Gigs mit uns.‘ Er antwortete nur: ‚No!‘ Sonst nichts. Er ließ nicht mit sich reden“

Da die Band eine gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Veranstalter vermeiden wollte, begab sie sich auf die Suche nach einem kurzfristigen Ersatz. Nach nur drei Tagen Probe half Joe Satriani als Gitarrist für die Tournee aus und sprang auch danach auch noch ein. Er wurde gebeten, Blackmore dauerhaft zu ersetzen, konnte wegen seines Plattenvertrages aber nicht bei der Band bleiben.

Ohne den prägenden Gitarristen war die Zukunft einer der größten Rock-Bands aller Zeiten aber ziemlich ungewiss. Wie sollte diese Band, die soviele prägende Standards in der Rockmusik gesetzt hat – sich bei der aufkommenden Grunge (später Crossover / Alternative) Zeit durchsetzen? Der fehlende Erfolg der folgenden Alben hat gezeigt, dass es für Deep Purple sehr schwierig war. Man kann natürlich darüber sinnieren, ob dem nicht so gewesen wäre, wenn Ritchie dabei geblieben wäre – ich denke aber, dass es die Zeit war, in der klassische Rock Musik kämpfen musste.

Von dem Kampf dann im nächsten und letzten Teil des 1. Kapitels meiner Metal & Rock-History.

Bei Spotify gibt es leider „Battle Rages On“ nicht…dafür spendiere ich Euch hier die Liste für das seinerzeitige Live-Album „Nobody’s Perfect“:

Das erste Ende

dp teil 3Heute vor sechs Jahren verstarb Mitgründer und Gott an der Hammond-Orgel Jon Lord.

Deep Purple wurden 1973 dank der Alben Machine Head, Made in Japan und Who Do We Think We Are der am meisten verkaufte Musikact in den Vereinigten Staaten. Zudem konnte die Band das Jahr mit den meisten Plattenverkäufen weltweit abschließen.

Dennoch kam es zu Spannungen und Konflikten zwischen den Musikern. Zu den Aufnahmen von Who Do We Think We Are gingen die Bandmitglieder schon getrennt ins Studio. Zunächst hieß es, man wolle die Band komplett auflösen, später wurden nur Ian Gillan und Roger Glover, vermutlich vor allem wegen der Differenzen mit Ritchie Blackmore, ausgetauscht.

Ian Gillan 2008 im Rückblick auf das gespannte Verhältnis zu Blackmore dazu:

„Keine Ahnung. Ich habe absolut keinen Schimmer, warum er mich irgendwann nicht mehr leiden konnte. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich nicht das machte, was er sagte. Ritchie ist ein sehr dominanter Charakter. Ich bin grundsätzlich ziemlich pflegeleicht, aber ich hasse es, wenn man mich herumzuschubsen versucht. Er konnte mich nicht herumschubsen, und deshalb mochte er mich nicht. Ritchie ist gerne der Boss. Ich hingegen wollte immer Teil eines Teams sein, ich muss nicht das Kommando führen. Solange man mich fair behandelt, mache ich fast alles mit. Wenn mich jemand zu manipulieren versucht, kann ich jedoch ziemlich ungemütlich werden (lacht). Das [der Ausstieg] war nicht der Hauptgrund. Ritchie wurde mit der Zeit immer schwieriger, und irgendwann war der Spirit aus der Band verschwunden. Wenn du jung bist, ist es schwierig, mit Situationen umzugehen, die für dich völlig neu sind. Du bist sehr stolz, verteidigst deine Prinzipien, und wenn dann noch der große Erfolg kommt, fühlst du dich unsterblich. Meine Eltern waren sehr optimistische Menschen. Sie sagten immer zu mir: „Ian, sei selbstbewusst und folge deinem Instinkt, auch wenn dich das vor schwierige Entscheidungen stellt.“ Rückblickend betrachtet wurden Purple damals zur Vorstufe dessen, was Ritchie später mit Rainbow machte. Er presste die Musik in das Format, das ihm vorschwebte. Die Freiheit und der Ausdruck, die wir auf „In Rock“, „Fireball“ und „Machine Head“ gehabt hatten, gingen komplett verloren, als wir „Who Do We Think We Are“ aufnahmen. Wir hatten immer noch sehr gute Songs, aber das Format wurde unfreier, kontrollierter. Für mich war das eine Schande, die Vibes waren vorher so großartig gewesen. Eines Tages hatte ich genug davon und teilte den anderen mit, dass ich in neun Monaten aussteigen würde.“

Und so kamen David Coverdale und Glenn Hughes in die Band. Zwei Musiker die auch in der nachfolgenden Zeit großes vollbrachten.

Als erstes erschien dann im Februar 1974

Burn

David Coverdale war sogar an allen Liedern beteiligt. Aufmerksamen Zuhörern wurde bewusst, dass dadurch neue Einflüsse als stilprägende Elemente dazu kamn (Soul und Funk). Zudem verzichtete Jon Lord nun auf den Gebrauch eines Marshall-Gitarrenverstärkers. Stattdessen setzte er wieder Leslies ein, um seine Hammond-Orgel zu verstärken. Außerdem benutzte er auf diesem Album zum ersten Mal auch Synthesizer.

Nur etwas über einen Monat nach der Veröffentlichung erhielt die Band die Goldene Schallplatte für 500.000 in den USA verkaufte Alben. Zu weiteren Goldenen Schallplatten gelangte das Album in Großbritannien, Frankreich und Argentinien.

Dabei sind das Titellied und „Mistreated“, die Lieder die am bekanntesten sind. Beide Stücke wurden das letzte Mal 1991 von Deep Purple live aufgeführt. Die Position 1 der Albumcharts erreichte Burn in Österreich, Deutschland und Norwegen. Das Lied verschmilzt Deep Purples riffbetonten Hardrockstil und ihre klassischen Einflüsse, die sich in Jon Lords Orgelsoli offenbaren. Gitarrist Ritchie Blackmore wollte für seine musikalischen Kompositionen vom neuen Sänger David Coverdale Texte über „Ritter in glänzenden Rüstungen, Dämonologie und mythologische Helden“ haben. Coverdale hatte damit noch einige Probleme; die achte Textfassung passte dann hierfür, nun hieß der Song nicht mehr wie ursprünglich „Take Me Down the Road“, sondern eben Burn. Burn gilt als einer der Wegbereiter des Speed Metal und Power Metal-Genre, als auch des Neoklassischen Metal. Hiermit kann Burn auch als einer der ersten für den, in den 1980er Jahren populären, Fantasy-Rock stehen.

Mistreated war von Ritchie Blackmore ursprünglich für das Studioalbum Fireball geplant, wurde Mistreated auf Burn veröffentlicht. Der annähernd siebeneinhalb Minuten lange Fast-Blues-Song basiert wie schon einige Purple-Stücke zuvor auf dem Riff von Speed King Vor allem live lebt Mistreated von Ritchie Blackmores „reißenden“ und zugleich „beruhigend-atmosphärisch“ arrangierten Gitarrensolis und David Coverdales „ekstastischem“ Gesang, der großzügigen Freiraum für Improvisationen bietet.

Das Album steigerte, trotz des bei allen Bands riskanten Sängerwechsels für, weiter die Popularität. Im Frühjahr 1974 erhielten Deep Purple vor einem Konzert in Birmingham 29 Goldene Schallplatten überreicht und am 06. April traten Deep Purple als Headliner vor ca. 400.000 Zuschauern (bei 200.000 verkauften Tickets) beim California Jam-Festival auf.

Der stilistische Weg von Burn ging noch deutlicher weiter. Im gleichen Jahr – im November 1974 – erschien dann Album Nr. 9:

Stormbringer

Das Titellied Stormbringer und Lady Double Dealer waren dabei noch vergleichsweise harte. Sieben von neun Stücken wurden von Coverdale und Hughes gemeinsam – teils abwechselnd, teils mit Coverdale als Leadsänger und Hughes als Harmonysänger im Refrain – gesungen. Glenn Hughges sang dann bei Holy Man und David Coverdale bei bei Soldier of Fortune alleine. Obwohl das album bei Fans nicht beliebt war, war es durchaus erfolgreich. Die gesanglichen Leistungen von Coverdale und Hughes wurden seitens der Fachpresse hervorgehoben und anerkannt, jedoch ging der Stil der Platte in großen Teilen merklich an den bisherigen Deep-Purple-Fans vorbei. Trotzdem konnte das Album am in den USA, Großbritannien und Frankreich mit der Goldenen Schallplatte ausgezeichnet werden. Jon Lord landete seinerzeit sogar auf dem BRAVO-Cover. Heutzutage undenkbar.

Nichtsdestotrotz verließ dann im Frühjahr 1975 Ritchie Blackmore die Band. Der Ausnahmegitarrist war nicht mehr zufrieden mit der musikalischen Ausrichtung der Band. Im Rückblick muss man aber dazu sagen, dass gerade Ritchie für den Abgang von Ian Gillan und Roger Glover verantwortlich war und die beiden Neuzugänge für die musikalische Neuausrichtung besonders gesorgt haben. Insofern würde ich sagen, dass ritchie selber schuld hat. Allerdings gründete er dann die Band Rainbow, deren zweiten Besetzung legendär wurde. Dazu dann aber ein anders Mal mehr…

Come taste the Band

Das zehnte Album – erschienen am 10. Oktober 1975 – hat einen etwas programmatischen Titel, wenn man bedenkt, dass einer der beiden Hauptsongwriter, Ritchie Blackmore die Band verließ. Jon Lord war als mitverantwortlicher des musikalischen Stils, neben dem Schlagzeuger als Ian Paice als Mitbegründer noch verblieben. Hughes schlug dann Tommy Bolin als Nachfolger für Blackmore vor.

Dieser Wechsel an so einer wichtigen Stelle dieser Band brachte die Band in sogenanntes „musikalisch freieres Fahrwasser“. Ich kann mir vorstellen, dass alle Bandmitglieder mit dem Ergebnis des Albums nicht 100 %-ig zufrieden waren und deswegen das Album mit Händen vor den Augen auf die Welt losließ. Ich kann mir dann auch vorstellen, dass sie genau wussten, dass sie sich musikalisch von den Großtaten von „..in Rock“ bis „Fireball“ weit entfernt haben und die Hörer deswegen mit dem Albumtitel auffordern wollten „Die Band auszuprobieren“. Aber das ist nur meine Interpretation der damaligen Neujustierung des Stils und des Albumtitels – falls es da einen Zusammenhang gibt.

Letztendlich sind an den neun Liedern die Gründungsmitgliedern nur an zwei Songs beteiligt. Zwei Lieder sind mit der Combo Coverdale/Hughes und vier Lieder mit der Combo Coverdale/Bolin entstanden.

Im März 1976 traten In Liverpool Deep Purple das vorerst letzte Mal auf. Die Gründungsmitglieder Ian Paice und Jon Lord lösten die Band dann nach dem Konzert auf.

Tommy Bolin verstarb einige Monate später im November 1976 an Drogen – mit gerade mal 25 Jahren. Ian Paice und Jon Lord gründeten eine neue Band, die es aber lediglich auf ein Album brachten (Paice Ashton Lord – Malice in Wonderland). David Coverdale gründete 1978 Whitesnake, wo auch Jon Lord einstieg. Ian Paice heuerte ein Jahr später an und wechselte 1981 zu Gary Moore. Glenn Hughes hingegen entfernte sich von allen Deep Purple-Mitstreitern.

Nach der Gründung im April 1968 – also in weniger als neun Jahren konnte Deep Purple auf zehn Studioalben und zwei wegweisenden Livealben („Concerto for a group“ und „Made in Japan“) zurückblicken. Deep Purple war die erste Band, die Ende der Sechziger sich aufmachte, um Rock-Musik neu zu erfinden. Zwar war erst das Album „… in Rock“ (erschien am 01. September 1970) ein Album, welches als Mitbegründer heutigen Metal-Geschichte gilt – und damit ein Album, welches erst nach „Led Zeppelin I“ (12. Januar 1969) und „Black Sabbath“ (13. Februar 1970) erschien – dennoch, haben sich Deep Purple noch vor Led Zepelin (Oktober 1968) und Black Sabbath (Dezember 1968) gegründet.

So endete die erste Phase dieser Band mit einem Konzert in Liverpool.

David Coverdale nahm 2015 ein Album „The Purple Album“ auf, auf denen er Lieder aus seiner drei Alben umfassenden Ära bei Deep Purple im zeitgemäßen Sound-Umfang selber Tribut zollte.

Das Ergebnis kann sich meines Erachtens hören lassen:

 

Der Aufstieg: Die Mark II-Besetzung

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Heute, vor 45 Jahren fand in Osaka das vorerst letzte Konzert der sog. Mark-II-Besetzung von Deep Purple mit Jon Lord, Ian Paice, Ritchie Blackmore, Roger Glover und Ian Gillan statt. Nachdem sich Jon Lord mit dem „Concerto…“-Album ausgetobt und sich zu dem Album o.g. neue Besetzung zusammenfand, dominierte in der Folge der rockige Forward-Hard Rock von Ritchie Blackmore.

In Rock

Als erstes Ausrufezeichen veröffentlichten Deep Purple zuerst „Deep Purple in Rock“ – ein Album, welches als erstes Album von Deep Purple dem Heavy Metal zugerechnet wird. Allerdings bin ich der Meinung, dass dieses Album ohne die ersten drei Alben nie so zustande gekommen wäre. Für mich kann dieses Album nicht alleine als erstes waschechtes Rockalbum von Deep Purple dastehen. Mit dieser Meinung bediene ich sicherlich nur eine Mindermeinung, aber ich bin der Meinung, dass die rockigen Songstrukturen und die Proggie-Fetzen auf „in Rock“ eine Weiterentwicklung der vorherigen drei Alben sind.

Dennoch war das Album der Durchbruch für Deep Purple in Europa. Mit Knallern, wie „Speed King“, „Bloodsucker“, Into the Fire“ – genialen Songs, wie „Hard‘ lovin Man“ und dem Überwerk „Child in time“ erlebte die Musikwelt Metal in seiner reinsten Form. „Speed King“ war dabei der Einstieg in dieses Werk – Allein die ersten zwei Minuten demonstrierten Deep Purple in seiner reinsten Form: zu erst Chaos Jam-Metal-Knallereiem, um anschließend in einer reinen Hammond-Orgel-Melodieführung den Druck etwas herunterzuschrauben, bevor das eigentliche Lied beginnt – einfach nur genial. Vor kurzem habe ich dann noch einmal „Child in time“ etwas lauter gehört – der 15jährige Besucher in unserem Haus war etwas irritiert über dieses Lied. Für mich das erste richtige Metal-Prog-Werk der Geschichte. Doch eigentlich sind alle Songs – auch die hier noch nicht erwähnten – Blaupausen für aktuelle Metal- und Rock-Musik.

Eigenartig war auch, dass „Black Night“ zwar ein Single-Erfolg zur gleichen Zeit war, aber ursprünglich gar nicht auf dem Album enthalten war. Als Deep Purple den Plattenverantwortlichen ihr neues Album präsentierte, wurde die Gruppe nach einer Singleauskoppelung gefragt. Für das Einspielen einer Single wurde dann ein Studio angemietet. Roger Glover dazu:

„Wir fingen um zwei Uhr nachmittags an herumzuprobieren und ein Riff zu suchen, das wir aber nicht fanden. Um acht sind wir abgehauen, um die Ecke in eine Kneipe, und haben uns vollaufen lassen. Ritchie [Blackmore] und ich haben die anderen dort sitzen lassen, sind zurück ins Studio, er nahm seine Gitarre und spielte einfach was. Für mich klang das ganz gut. Ritchie sagte, es sei geklaut, von Ricky Nelsons ‘Summertime’, also meinte ich: ‚Das können wir dann ja leider nicht nehmen.’ Er fragte: ‚Wieso? Hast du je davon gehört?’ Und ich: ‚Nein.’ Also sagte er: ‚Prima!’“ (Deep Purple, die Geschichte einer Band. Verlagsgruppe Koch GmbH/Hannibal, 2005. S. 117–119.)

Nach Ian Gillans Rückkehr aus der Kneipe setzten sich er und Roger Glover mit der Arbeit eines dazu passenden Liedtextes auseinander. Nach drei Stunden Arbeitszeit war die Black-Night-Aufnahme fertig.

Das Album wurde dann am 01. September 1970 veröffentlicht.

Fireball

Doch bereits im September 1970 begann die Aufnahmen zum nächsten Album, welches dann ein Jahr später – am 15. September 1971 – erschien. Für viele Leute ist dieses das progressivste Rock-Album der Band. Für Lars Ulrich, der ein paar Jahre später diese Band gesehen hat, ist „Fireball“ der Grund, warum er Musik machen wollte. Wie schon beim Album zuvor, war die erfolgreichste Single zu dem Album ein Lied, welches nicht auf der ursprünglichen Version des Albums landet – „Strange kind of woman“.

Das Album fängt aber mit einem schnellen Drum-Intro und einem tollen Drive an – der Titeltrack, der dann auch in der Bridge einen kleinen – aber merkbaren – Tempowechsel hat, reißt den Hörer vom ersten Moment an, mit. Der anschließende fast sieben-minütige Groover drückt ein bisschen aufs Tempo, geht aber dennoch groovig ins Ohr. Das anschließende „Demon’s Eye“ ist ebenso kultig. Mit den anschließenden „Anyon#s Daughter“ und „The Mule“ verlassen Deep Purple ein wenig die Pfade des geradlinigen Rocks, um dann mit Fools noch einmal ein kleines Prog-Werk auf die Menschheit loszulassen. Doch auch „No one came“ gibt diesem Album einen unvergleichlichen Stempel.

 

Machine Head

Das Album wurde im Dezember 1971 in Montreux in der Schweiz im mobilen Rolling-Stones-Studio aufgenommen. Wie wichtig dieses Album, welches am 25. März 1972 veröffentlicht wurde, für die gesamte Metal- und Rock-Welt ist, last sich einerseits allein anhand der Titelliste ablesen und andererseits schon danach lesen, dass eine der größten aktuellen Thrash-Bands sich nach diesem Album benannt hat. Ein Album, welches mit solchen Tracks, wie „Highway Star“ und „Space Truckin‘“ zu Recht Geschichte geschrieben hat. Ein Album, welches mit „Lazy“ ein weiteres Wunderwerk und mit „Smoke on the water“ eine der wichtigsten Tracks der Musikgeschichte beinhaltete. Das Album wurde neben Led Zeppelins Led Zeppelin IV und Black Sabbaths Paranoid als „Holy Trinity“ (Dreifaltigkeit) des Hardrock bezeichnet. Das Album gelangte in Deutschland und im Vereinigten Königreich auf Platz eins und in den Vereinigten Staaten auf Position sieben der Charts. Am 13. Oktober 1986 erlangte es den Doppel-Platin-Status. 2001 listete die Zeitschrift Q das Album unter den 50 Heaviest Albums of All Time.

Made in Japan

Eins der wichtigsten Live-Rock-Alben der Geschichte. Ein Präferenzwerk an ungezügelten Rock-Jam-Orgien. Die Live-Power, die seinerzeit vom japanischen Markt ausging, in dem auch andere Rock-Bands groß wurden. Weitere Ausführungen über dieses Werk, sind überflüssig.

 

Who do we think we are

Anfang 1973 ging die Band dann so langsam auseinander. Währenddessen nahm man aber noch ein Album auf, welches für sich genommen eine lupenreines Rock Werk des oberen Olymp ist. Augenzwinkernd, um den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, nahm man dieses Mal einen zwar umständliche, aber augenzwinkernden Titel „Wer denken wir nur, wer wir sind….“…

Dennoch – im Vergleich zu den drei vorherigen Studio-Outputs – vom Beliebtheitsgrad abfiel. Mit dem ersten Song „Women from Tokyo“ schuf man aber ein Lied, welches zu einem der wichtigsten Songs der Band zählte. Insgesamt muss man aber sagen, dass das gesamte Album dennoch genügend Speed, Rock und Blues beinhaltete, um andere Bands neidisch über die gebotene Qualität zu machen.

Insgesamt endete die denkwürdige Mark-Besetzung dann Mitte 1973. Die Geschichte dieser Band – einen von drei Bands der „Heiligen Dreifaltigkeit“ – ging aber noch weiter….